"Ein Reichstagsgebäude ohne Kuppel - das ging einfach nicht. Und deshalb änderte der planende Architekt Foster seinen Entwurf und es kam 1999 zur Wiedererrichtung der mehr als hundert Jahre früher als technisches Meisterwerk gefeierten Kuppel." Natürlich sieht sie heute ein wenig anders aus als damals :-). Solche kleinen Details erfuhren die Teilnehmer der Berlinreise im August 2014, zu der wir (die SPD Holzkirchen) eingeladen hatten.
Streng genommen hatte das Bundespresseamt eingeladen, denn es ist dem Bundestag wichtig, durch politische Bildung unsere Demokratie erlebbar zu machen. Wie werden Entscheidungen herbeigeführt? Was tut ein Abgeordneter? Wie funktionieren namentliche Abstimmungen? Welche Teile der deutschen Geschichte vor der Weimarer Zeit prägen uns noch heute? Welche historischen Orte sind neu bebaut und auf welches Details wurde besonders Rücksicht genommen? Die Wurzeln des deutschen Parlamentarismus reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Es war ein langer und wechselvoller Weg von der Nationalversammlung im Mai 1848 bis zur ersten Sitzung des gesamtdeutschen Bundestages im Dezember 1990. Dieser Weg wird in Berlin in besonderem Maß sichtbar.
Die Stadt steht aber auch wie keine Stadt für alle Schreckensgeschehnisse des Faschismus. In der Ausstellung "Topographie des Terrors", errichtet an der Stelle des damaligen Reichssicherheitshauptamtes (auch dieser Name ist eine bewusst gewählte Verfälschung dafür, dass von dort aus die Verbrechen des NS-Regimes geplant und befohlen wurden) erfuhr unsere Gruppe nicht nur beklemmende und interessante Details, sondern auch, wie Fotos und Dokumente als Basis der Forschung zu den dargestellten Ergebnissen geführt haben. Nahezu jedes Bild hält Täter und Opfer - und Zuschauer - fest.
Die Gedenkstätte Berliner Mauer ist der zentrale Erinnerungsort an die deutsche Teilung. Am historischen Ort in der Bernauer Straße schafft sie multimedial einen Eindruck davon, wie die Grenzanlagen aufgebaut waren, welche massive Veränderung durch den Mauerbau für die Menschen entstand, welche dramatischen Ereignisse sich dort abgespielt haben - gelungene und tödliche Fluchtversuche. Der Grundriss der Versöhnungskirche im russischen Sektor Berlins ist im Boden eingelassen. Die Kirche selbst wurde gesprengt. Das Gemeindehaus stand im französischen Sektor und blieb verschont. Die Gemeinde war geteilt - in Ost und West, so wie die ganze Stadt und unser ganzes Land.
Als erster Neubau einer Bundesparteizentrale errichtete die SPD 1996 das Willy-Brandt-Haus. Das von Bofinger errichtete sehr transparente und offene Haus birgt im Atrium eine überlebensgroße Willy-Brandt-Statue von Rainer Fetting, die kein fotografisches Abbild ist; vielmehr Kunst, die zur Deutung regelrecht einlädt. Wie ein Wächter wirkt Willy Brandt und hält die Hand über die Geschicke des Hauses. Sie zeigt den großen Staatsmann und Demokraten, wie er den Menschen gegenübertrat: nachdenklich, herzlich, bisweilen launisch, mit der Bereitschaft, zuhören zu wollen, aber auch Proteste herausfordernd, immer mit dem Anspruch zu versammeln und zu führen. Für uns als Freunde und Mitglieder des SPD war es besonders schön, dass die Reise um diesen Punkt erweitert wurde.
Auch das Gespräch im BUndestag mit Fabian Xylander, der sich in Vetretung von Klaus Barthel Zeit genommen hatte, war sehr interessant und hätte bestimmt noch länger gedauert als es der strenge Zeitplan zugelassen hat. Wieso gibt es Fraktionszwang und wann? Was ist Stand der Dinge bei Thema TTIP? Was erarbeitet die Gruppe "Weltwirtschaft", deren Sprecher Klaus Barthel ist? Welche Energiepolitik versucht er durchzusetzen? Wie sieht sein ganz normaler Arbeitstag aus? Fragen, die alle beantwortet wurden. Wenn Sie mehr darüber wissen wollen, kommen Sie doch einfach in sein Büro in Holzkirchen - oder besuchen ihn online: www.klaus-barthel.de.
In Berlin sind Sehenswürdigkeiten und politische Bildung eng verknüpft. Mit vielen Eindrücken und dem Wunsch wiederzukommen sind wir betroffener und schlauer und müder wieder nach Holzkirchen gekommen.