„Wir brauchen überall Gesprächspartner!“: Ein Plädoyer für die Stabilisierung in Nordafrika

20. Juli 2017

Auftakt der sicherheitspolitischen Gespräche der SPD mit Franz Maget am 17.7. in Holzkirchen.

Beinahe nordafrikanische Temperaturen herrschten im vollbesetzten Saal im Gasthof Alte Post in Holzkirchen, als der Holzkirchner SPD-Bundestagskandidat Hannes Gräbner die 40 interessierte Zuhörer zum Vortrag „Tunesien und Ägypten heute – Was blieb vom Arabischen Frühling?“ begrüßte. Am Montag, den 17.7. ab 19:30 Uhr berichtete der ehemalige SPD-Oppositionsführer Franz Maget von seiner Tätigkeit an der deutschen Botschaft in Tunis. Als Sozialreferent ist der 64- Jährige für den Auf- und Ausbau der Zivilgesellschaft in den Ländern Tunesien, Libyen und Ägypten zuständig. Und sammelt dadurch Erfahrungen aus erster Hand über die aktuelle politische und wirtschaftliche Situation in den nordafrikanischen Staaten. Die Veranstaltung mit dem prominenten SPD-Politiker ging nicht nur auf die Frage ein, was von der mittlerweile vor sechs Jahren gestarteten Demokratiebewegung in den arabischen Staaten übrig blieb. Sondern sie beleuchtete auch die aktuelle politische Situation im gesamten arabischen Raum und ging auf die Auswirkungen für Europa und auf die Flüchtlingspolitik im Besonderen ein.

„Am Morgen wenn ich aufstehe, schaue ich auf das Mittelmeer Richtung Sizilien“, leitet Franz Maget seine Darstellung über seinen aktuellen Wohnort Tunis ein, an dem er sich seit Januar 2016 aufhält. Von dort aus geht er seiner Tätigkeit mit dem Zuständigkeitsgebiet für die Länder Tunesien, Ägypten und Libyen nach und ohne Zweifel ist Tunesien im nordafrikanischen und pan-arabischen Vergleich ein echtes Musterland nach westlichem Maßstab: Mit 11 Millionen Einwohnern eher klein, stabil und mit 99 % sunnitischer Bevölkerung auch ohne nennenswertes religiöses Konfliktpotential ist Tunesien nicht nur in Sachen Frauenrecht ein echter Vorreiter. Im direkten Kontrast dazu steht Libyen: Der Staat, über den vor einiger Zeit der Diktator Gaddafi mit eiserner Hand regierte, wird jetzt von rivalisierenden Warlords kontrolliert. Diese verdienen nach Aussagen von Maget an den erhobenen Transitgebühren für die zahlreichen, passierenden Flüchtlinge. Am komplexesten ist die Situation in Ägypten: Wasserknappheit und rasant wachsende Bevölkerungszahlen machen den Staat unter Militärherrschaft zu einem potentiellen Konfliktherd, der nicht unterschätzt werden darf.

„Die komplexe Situation in den beschriebenen nordafrikanischen Staaten hat direkte Auswirkungen auf die Gegebenheiten in der EU und speziell in Deutschland. Franz Maget hat in seinem Vortrag eindringlich dargestellt, welche Faszination Deutschland auf die Bewohner Nordafrikas ausübt. Zusammen mit seinen religiös-kulturellen Betrachtungen ist es ihm gelungen, ein Gesamtbild für die Zuhörer zu skizzieren, das jenseits von allen Stammtischparolen und Verbotsforderungen echte Lösungen für die gesamte Region in Zusammenhang mit der Flüchtlingsproblematik aufzeigt,“ fasst Hannes Gräbner (49) SPD-Bundestagskandidat den Abend zusammen.

Teilen