„Hinschauen statt Wegschauen!“ - Spanien als leuchtendes Beispiel für die Rechte der Frauen in Europa

15. März 2016

Gewaltfrei leben – ein europäisches Menschenrecht. Unter diesem Motto stand die Europa – Frauentagsveranstaltung 2016 in Holzkirchen, zu der die SPD-Europaabgeordnete Maria Noichl geladen hatte. Wie wichtig eine fortwährende politische Diskussion für die Rechte der Frauen ist, darauf verwies der SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Barthel gleich zu anfangs in seinen einleitenden Grußworten. Die zähen Debatten, ob Frauenhäuser vor Ort geschaffen oder Frauennotrufe eingerichtet werden sollten, rückten dieses Thema auch im Landkreis Miesbach immer wieder in den Mittelpunkt, bis dato leider ohne Erfolg.

Dass es allerdings nach wie vor überall in Europa und auch in Bayern Bedarf an derartigen Einrichtungen gibt, darüber berichtete die Europaabgeordnete Maria Noichl, Mitglied im Ausschuss für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter, in ihrem Impulsreferat. Laut Daten der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte, hätten bis zu 102 Millionen Frauen (55 Prozent) in der EU seit ihrem 15. Lebensjahr mindestens eine Form der sexuellen Belästigung erfahren. In Fällen von Gewalt gegen Frauen seien durchschnittlich 22 Prozent die Täter ein Partner des Opfers, in Deutschland liege der Prozentsatz bei 24 Das gemeinsame Kennzeichen der Täter ist das Geschlecht, nicht die Religion, Ethnizität oder Herkunft. „Die EU kämpft weltweit gegen Menschenrechtsverletzung, aber die Gewalt zwischen den Geschlechtern wird noch nicht ausreichend geahndet“, mahnte Noichl.

Der anschließende Dokumentationsfilm „Verdammt verliebt - Mein Ausweg aus der Ehehölle!“ zeigt an Hand zweier betroffener Frauen die verschiedenen Phasen, die Frauen erdulden, wenn sie sich in einem solchem Gewaltkreislauf befinden. Für die meist weiblichen Gäste stellten sich im Anschluss an den bewegenden Film viele Fragen an das Podium. Stefanie Berchtold, Beauftragte der Polizei für Frauen und Kinder, erklärte, was passiert, nachdem eine Frau ihren Peiniger angezeigt hat. „Wir können nur hoffen, dass sie die Anzeige nicht zurückzieht und den Weg weiter geht“, so Berchtold. Daher sei ein Netzwerk aus Hilfsorganisationen und stabilem Umfeld entscheidend. Der pro aktive Ansatz gehöre zu den wichtigen Ansätzen, die auch in Miesbach angeboten werden, in Rosenheim seit dem Jahr 2009. München hätte, so Arno Helfrich, Leiter Prävention der Polizei München, den Vorteil auf ein stabiles Netzwerk bauen zu können. „Wir können jedem Opfer ein Angebot machen“, erläuterte Helfrich. Dadurch seien Tötungsdelikte auch die Ausnahme.

In der Abschlussrunde konnten alle Podiums Teilnehmerinnen einen Wunsch äußern. Für die beiden Kriminalbeamten stand die Zivilcourage im Mittelpunkt: „Mehr Hinschauen!“ Helfrich ergänzte, dass auch die Täterarbeit verbessert werden sollte. „Hilfe ist auch für die Täter wichtig“, so Helfrich. Christine Negele, Kreisrätin im Landkreis Miesbach, und Marion Siblewski, SPD-OV-Vorsitzende in Holzkirchen, forderten mit Nachdruck, dass sich der Kreistag diesem Thema nicht weiter verschließen dürfe. „ Wir sehen ja, dass der Bedarf da ist!“. Der Wunsch von Maria Noichl, MdEP, war europäisch geprägt: „ Ich würde mir wünschen, überall in der EU wäre Spanien! Spanien ist nämlich jenes Land in Europa, das sich mit herausragenden Kampagnen für die Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen einsetzt!“

Hannes Gräbner, SPD-Kreisvorsitzender Miesbach, schloss sich in seinen Schlussworten den Wünschen an und appellierte an den Gemeinschaftssinn. „Gemeinsam müssen wir uns für die Rechte der Frauen einsetzen, dann erreichen wir alle Ziele- seien sie auch noch so hoch gesteckt!“

Bild (von links): Stephanie Berchtold (Kriminalhauptmeisterin, Beauftragte der Polizei für Frauen und Kinder), Arno Helfrich (Leiter Prävention der Polizei München), Christine Negele (Kreisrätin), Europaabgeordnete Maria Noichl, Hannes Gräbner (SPD Kreisvorsitzender Miesbach), Marion Siblewski (ehem. Betriebsratsvorsitzende), Bundestagsabgeordneter Klaus Barthel

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